Ende mit der Wasser-Autobahn

Ende mit der Wasser-Autobahn

Im Jahr 2021 hat die Universität Kassel über das Kooperationsprojekt zwischen dem Planungsnetzwerk für nachhaltige Regionalentwicklung e.V. und der Universität Kassel berichtet:

Die Diemel ist ein Nebenfluss der Weser, der wie die meisten anderen Flüsse durch den menschlichen Einfluss stark verändert worden ist. Um die Diemel bei Marsberg wieder näher an ihren natürlichen Zustand zurückzuführen, hat ein Kooperationsprojekt der Universität Kassel, des Planar e.V. und des Marsberger Wasserverbandes Diemel den Fluss „entfesselt“.

Die Menschen passten die Diemel bereits vor knapp 200 Jahren ihren Lebensumständen an. Der Verlauf wurde verändert, Ufer begradigt, Ackerland gewonnen oder Bergbau betrieben. Ein Korsett aus Stein und die Begradigungen machten die Diemel zur Wasser-Autobahn. Das hat viele Pflanzen- und Tierarten verdrängt, die strömungsberuhigte Flachwasserzonen und lockeren Kies zum Leben benötigen.

„Natürlich können wir den alten Zustand nicht 1:1 wiederherstellen. Aber wir können an den wichtigsten Stellschrauben drehen“, erklärt Eligehausen. Das Gewässer kann sich nun seitlich verlagern, zudem besteht die vormals verdichtete, lebensfeindliche Sohle aus lockerem Kies. Mit diesem Ansatz hat der Planar e.V. in Kooperation mit der Uni Kassel und dem Wasserverband Diemel (Marsberg) seit 2015 die Renaturierung von ungefähr 600 Metern Fließgewässer angestoßen. Die Umsetzung sei sehr kosteneffizient verlaufen: „Unsere Maßnahmen konnten wir für wenige tausend Euro umsetzen“, berichtet der Gewässerökologe Eligehausen.

Studierende entwickelten Planungsideen

Eligehausen beteiligte Studierenden der Landschaftsplanung oder aus dem Umweltingenieurwesen im Rahmen seiner Lehrveranstaltungen am Projekt. Die Studierenden entwickelten auch eigene Ideen, basierend auf drei verschiedenen Maßnahmenkategorien:

  1. Entfernen von Uferbefestigungen zur Förderung und Wiederherstellung von dynamischen Prozessen
  2. Initiale Modellierung von Instream-Strukturen wie Kiesbänke und Etablierung von Totholzstrukturen
  3. Schaffung von Nebengerinnen und strömungsberuhigten Flachwasserzonen für Jungfische, Amphibien und andere semiaquatische Arten

Mithilfe von Geoinformationssystemen (GIS) identifizierten die Studierenden geeignete Bereiche für mögliche Maßnahmen, deren größere Umsetzung im April 2020 erfolgte. Es wurden drei Nebengerinne, drei unterstromig angebundene und ein bei höheren Abflüssen angeschlossener Altarm angelegt. Bei der Kontrolle des Fischbestandes durch die Universität Kassel im Juni 2020, konnten die Studierenden bereits erste Erfolge nachweisen. „Wir fanden Elritzen in der oberen Diemel und Äschenlarven stromauf der WEPA-Papierfabrik“, sagt Eligehausen höchst erfreut. „Die Funde zeigen die hohe arten- und stadienspezifische Bindung an selten gewordene Lebensraumstrukturen. Und es zeigt, dass unsere Maßnahmen schnell und kosteneffizient funktionieren.“

Hier geht es zur Pressemeldung: https://www.uni-kassel.de/uni/aktuelles/sitemap-detail-news/2021/06/7/ende-mit-der-wasser-autobahn-die-diemel-darf-wieder-natuerlicher-fliessen?cHash=e85ffb31dfe94b253cd6ee0f03e2733a

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